Innung Mittelfranken-Mitte: Betriebe arbeiten sehr „grün“ – Von Hackschnitzelheizung über Photovoltaik bis zum Holz aus Franken
Fürth/Nürnberg/Lauf (pr) – Die handwerklichen Schreiner haben ein grünes Herz und sind Vorreiter der Energiewende. Das hat Claus Fleischmann, neuer Obermeister der zum 1. Januar fusionierten Schreiner-Innung Mittelfranken-Mitte, jetzt auch schwarz auf weiß: Eine Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben im Raum Fürth und Nürnberg ergab, dass viele längst auf Maßnahmen von Ökostrom bis Hackschnitzelheizung setzen. Die CO2-Einsparung summiert sich allein bei den 27 Schreinereien, die teilnahmen (von 82 Innungsbetrieben insgesamt), auf 783,01 t pro Jahr. Das entspricht dem Ausstoß eines VW T6 Multivan TDI auf einer Fahrstrecke von 3.559.145 km – umgerechnet wären das 88,98 Erdumrundungen am Äquator!
Hier geht es zum Bericht des bayerischen Rundfunk und der Übergabe der Urkunde durch Umweltminister Thorsten Glauber
„Damit sind wir für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet. Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sind wichtige Themen, die uns alle angehen“, sagt Fleischmann. Um die „sportlichen“ Ziele des neuen Klimaschutzgesetzes (65 Prozent CO2-Reduzierung bis 2030) zu erfüllen, heiße es „Gas geben“. Sie seien nur mit dem Einsatz von praxistauglichen Technologien zu schaffen.
Wie die aussehen können, zeigte die von der Handwerkskammer für Mittelfranken ausgewertete Umfrage mit dem Titel „InnungsSchreiner sind Grün“: Fünf von ihnen betreiben Photovoltaik-Anlagen mit einem Stromertrag von 229,5 MWh/Jahr, zwei haben Solarkollektoren mit einem Wärmeertrag von 8,5 MWh. Vier Betriebe sind mit Stückgutheizungen mit jährlich 165,55 MWh Wärmeleistung ausgerüstet, acht mit Hackschnitzelheizungen mit 739,28 MWh, vier mit Pelletsheizungen mit 133,02 MWh. Wärmedämmung sorgt an sechs Schreinereigebäuden für eine Einsparung von 360 MWh pro Jahr. Für den Bereich Wärme ergibt das eine Zwischenbilanz von derzeit 1046 MWh aus Erneuerbaren Energien – der CO2-neutrale Anteil am Gesamtwärmeverbrauch der befragten Betriebe liegt demnach bei beeindruckenden 36,33 Prozent.
Neun Schreinereien nutzen Ökostrom (225 MWh), 17 haben Anlagen zur Luftrückführung und Wärmerückgewinnung (204 MWh) installiert. Bereits sechs Elektro-Fahrzeuge (117,6 MWh) gehören zu ihrem 33 Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark, was einer Quote von 18 Prozent entspricht. 1432 LED-Leuchten sind statt herkömmlicher Glühbirnen in Firmengebäuden installiert (Energieeinsparung: 146,1 MWh/Jahr). 18 Betriebe bieten „Rechnung Online“ an, was 198.000 Blatt Papier und Strom spart. Zu guter Letzt haben sich die Schreiner nicht nur an der Aktion „Das Handwerk forstet auf“ der Kreishandwerkerschaft Fürth beteiligt (252 Bäume), sondern auch auf Betriebsgrundstücken und anderswo nachgepflanzt (7305 Bäume), um ihren „grünen Fußabdruck“ zu verbessern und die CO2-Kompensation zu erhöhen.
Jeder Betrieb setzt unterschiedliche Nachhaltigkeits-Schwerpunkte. Claus Fleischmann, Chef einer seit 30 Jahren bestehenden Schreinerei mit fünf Mitarbeitern in Fürth, hat z.B. 1500 qm Wald angelegt und lehnt bei Lieferanten unnötige Plastikverpackungen ab. Stv. Obermeister Philip Gracklauer, seit 1992 mit 14 Mitarbeitern in Nürnberg ansässig, hat u.a. eine Warmluftrückführungsanlage, eine eigene Brikettierpresse für Feuerholz und drei Hybridfahrzeuge angeschafft. Stv. Obermeister Max Boss, der seit 2008 seinen Betrieb mit neun Beschäftigten in Fürth führt, beheizt sein Haus mit einer Wärmepumpe, fährt einen elektrischen BMW i3 und plant für die Zukunft eine Photovoltaikanlage. Apropos: Hier ist Thomas Brett, Inhaber der 1978 gegründeten und heute 25 Mitarbeiter zählenden Brett Einrichtung GmbH in Lauf-Wetzendorf, weit voraus: Auf den Firmengebäuden Am Winkelsteig 1 A wurden schon vor 14 Jahren Solarmodule mit 90 kW Leistung installiert. Derzeit speist er den Strom ins Netz ein; nach Ablauf der 20 Jahre dauernden Förderphase will er über eine Eigennutzung nachdenken – und über den Kauf eines E-Transporters.
„Das Schreinerhandwerk in Mittelfranken ist sehr ökologisch aufgestellt“, bilanzierte Wilhelm Scheuerlein, Energie- und Umweltschutzberater der Handwerkskammer, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse in Lauf. Das verwundere allerdings nicht, denn schon durch regionalen Rohstoffbezug aus Franken und Bayern und kurze Transportwege zum Kunden stehe es für Nachhaltigkeit. Und gerade die Vielfalt der Einzelmaßnahmen zeige: „Das Schreinerhandwerk hat den Ruf der Zeit erkannt.“ Um größere Investitionen stemmen zu können, empfahl der Experte stets Rücksprache mit der HWK zur Information über viele Fördermöglichkeiten von EU, Bund und Land.
Michael Dorner, Beauftragter für Innovation und Technologie bei der HWK, hat die Umfrageergebnisse analysiert und lobte das Schreinerhandwerk. Es seidurch seine Arbeit mit dem Natur-Werkstoff Holz sehr affin zum Thema Nachhaltigkeit. Hier sei vieles schon „Standard“, was anderswo noch Neuland sei.
Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fürth, möchte das Vorbild der „grünen“ Schreiner-Innung gern auf andere – vor allem besonders energieintensive – Gewerke übertragen. Stehe das Handwerk doch grundsätzlich für regionale Wirtschaftskreisläufe und leiste so seinen wichtigen Beitrag für die Umwelt. Er könnte sich u.a. Initiativen wie kleinere Kundendienstleistungen oder eine Auslieferung von Kleinteilen mit E-Lastenfahrrädern vorstellen.
„Tue Gutes und rede darüber“ sieht auch Obermeister Fleischmann als wichtigen Impuls für das Schreinerhandwerk und seine Kundenbindung. Für die Innungsbetriebe will er demnächst einen Vortrag der HWK-Fachleute zum Thema Energie- und Umweltthemen organisieren. Und die Aufnahme der Innung in den „Umweltpakt Bayern“ soll im Sommer mit einem Besuch von Umweltminister Thorsten Glauber gefeiert werden.