Erlangen/Fürth (pr) – Sauber gesägte Kanten und gerade Beine? Ein Gesellenstück im Schreinerhandwerk ist heute weit mehr als das. Vom stylishen Holz- Stahl-Möbel über moderne Sideboards bis zum klassischen Schreibtisch reichte die Palette bei der beeindruckenden Werkschau, die 78 Lehrlinge aus Betrieben der Schreiner-Innungen Mittelfranken-Mitte und Erlangen sowie neun im Berufsbildungswerk (BBW) Nürnberg ausgebildete Fachpraktiker/innen für Holzverarbeitung am vergangenen Sonntag dem Publikum präsentierten.
Gut 450 Besucher – Ausbilder, Familienangehörige und Freunde der Azubis – drängten sich denn auch vier Stunden lang in der größten Gesellenstückausstellung Nordbayerns in der Werkhalle der Dienstleistungsfirma Schachermayer Am Weichselgarten im Erlanger Süden. Sie bestaunten hier Kreationen, die die jungen Handwerker ganz nach eigenen Vorlieben geplant und gestaltet hatten – thematische Vorgaben gab es keine, ihre Entwurfsplanung musste nur vorab den Segen der Prüfungskommission erhalten. Das Ergebnis war breite Vielfalt: vom luftigen Raumteiler inklusive Bücherborden über Hängerichten aus verschiedenen Holzarten bis zum Beistelltisch mit rund nach unten gezogener Leistenauflage als echte „Hingucker“. Sogar zwei Betten und eine Hobelbank hatten Lehrlinge mit großem Zeitund Arbeitsaufwand für den erfolgreichen Berufsabschluss erschaffen.
Dafür verdienten sie sich von den Zuschauern viel Lob. Obermeister Claus Fleischmann (Fürth), der mit seinem Stellvertreter Max Boss (Fürth) die 2021 aus Nürnberg/Fürth fusionierte Schreiner-Innung Mittelfranken- Mitte vertrat, nannte die Qualität der Arbeiten hervorragend. Da müsse einem um das Handwerk nicht bange sein. Er verglich die Arbeits- und Lernzeit der Azubis mit dem Bau eines Hauses: Mit bestandener Abschlussprüfung nach dreijähriger Lehrzeit stehe das Fundament, mit künftigen Schritten entstünden darauf einzelne Zimmer – z.B. durch persönliche Fortbildungen zum Meister, Techniker oder Produktdesigner. „Es gehen immer neue Türen für Sie auf“, ermunterte er den Berufsnachwuchs zum Weiterlernen und bescheinigte jedem Einzelnen Mut, Durchhaltevermögen sowie Gefühl für Form, Farbe und Funktion.
Dem als Ehrengast anwesenden bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) machte Fleischmann ein scherzhaftes und viel beklatschtes Angebot: Wenn die bayerische Weltraummission „Bavaria One“ dereinst startklar sei, werde das Schreinerhandwerk den Innenausbau der Raumkapsel erledigen – nach Wunsch klassisch oder modern! Herrmann selbst hob als vorbildlich hervor, dass das Schreinerhandwerk sich offen zeige und auch Lehrlinge mit Beeinträchtigung (z.B. schwerhörig oder autistisch) integriere. Zur allgemeinen Stimmung in der Arbeitswelt sagte er, der Traum vieler Menschen, nur noch drei Tage pro Woche zu arbeiten, könne auf Dauer nicht funktionieren. Die Leistung müsse stimmen, sonst funktioniere unser Wirtschaftssystem nicht.
Als neuer Obermeister der Erlanger Schreiner-Innung stellte sich Leon Kellermann (Höchstadt) vor, der kürzlich Gerhard Grosch nach 25 Jahren im Amt abgelöst hat. Neuer stellvertretender Obermeister ist Sebastian Singer.
Zu ihrem handwerklichen Können gratulierten den Azubis Fürths Landrat Bernhard Obst (CSU), der stellvertretende Hauptgesch.ftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken, Dr. Rainer-Johannes Wolf, der Fraktionsvorsitzende der SPD im Fürther Stadtrat, Maurice Schönleben, Erlangens Kreishandwerksmeister Markus Protze, Fürths Kreishandwerkerschafts- Gesch.ftsführer Thomas Mörtel , Hausherr Johannes Taschl (Firma Schachermayer) und viele mehr.
Überreicht wurden im Rahmen der vierstündigen Ausstellung auch Preise im Gestaltungswettbewerb „Die gute Form“, in dem die Harmonie der Dimensionen zählt. Freuen dürfen sich die Schreiner über stabile Lehrlingszahlen – ca. 70 sind es im neu begonnenen Schuljahr in den Berufsschulen Nürnberg und Fürth, die die Azubis beider Innungen besuchen; insgesamt zählt
Bildbeleg Schreinerinnung Mittelfranken-Mitte