Zirndorf (pr) – Der nachhaltige Rohstoff Holz, dazu Können und Wissen, moderne Maschinen und Künstliche Intelligenz: „Die junge Generation kann wie keine andere Handwerk und Technik, Tradition und Innovation verbinden“, findet Max Boss (Fürth), stv. Obermeister der Schreiner-Innung Mittelfranken-Mitte. Mit bestandener Abschlussprüfung nach dreijähriger Lehrzeit und Fertigung eines Gesellenstücks haben 75 junge Leute einen großen Schritt auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft gemacht. „Nutzen Sie die Lehre als Grundstock, lernen Sie weiter und bleiben Sie nicht auf dem Erreichten stehen“, ermunterte sie Obermeister Claus Fleischmann (Fürth). Er sprach vor über 200 Ehrengästen, Familienmitgliedern und Freunden in der Paul-Metz-Halle in Zirndorf feierlich 65 Schreiner/innen und zehn Fachpraktiker/innen für Holzverarbeitung von ihren Lehrlingspflichten frei und erhob sie in den Gesellenstand.
Dem Berufsnachwuchs, der unter Fanfarenklängen feierlich in die Halle einzog, bescheinigte der Innungschef scherzhaft, er habe nun etwas, was vielen Politikern in Berlin fehle – „eine abgeschlossene Ausbildung“. Dazu Mut, Durchhaltevermögen, Gefühl für Form, Farbe und Funktion. Durch Weiterbildungsmöglichkeiten zum Techniker, Meister, Fachwerker oder Berufsschullehrer gebe es vielfältige Karrieremöglichkeiten. Mit einer Lehrlingszahl von über 300 in drei Ausbildungsjahren ist Fleischmann um die Zukunft der 2021 aus Nürnberg/Fürth fusionierten Innung nicht bange. Mit heute 74 Betrieben ist sie eine der größten in Bayern.
Dass dies auch die hohe Politik anerkennt, verdeutlichte CSU-Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger (Fürth): Im Namen von Ministerpräsident Markus Söder überreichte sie ein weiß-blaues Fahnenband mit bayerischem Wappen für die am 8. Juni feierlich geweihte neue Innungsfahne.Die Junggesellen lobte sie für ihr Können und ihre vor Ort ausgestellten Kunstwerke – von funktionalen Schaukelgeräten bis zum modernen Möbel mit Spiegelaufsatz – mit dem Bonmot: „Gott schuf Himmel und Erde – alles andere haben die Schreiner gemacht!“
Als innungsbeste Schreinerin des Ausbildungsjahrgangs wurde Isabella Maier (Ausbildungsbetrieb: Brett Einrichtung GmbH, Lauf-Wetzendorf) aus Schwaig für einen Super-Notenschnitt von 1,55 (Theorie: 89/Praxis: 92 von 100 Punkten) ausgezeichnet. Bester Fachpraktiker war Sebastian Herbst (Ausbildung beim Berufsbildungswerk Mittelfranken in Nürnberg) aus Hartenstein mit 81 von 100 Punkten. Beide erhielten aus der Hand von Innungs-Lehrlingswart Andreas Sauber (Stein) neben Sachpreisen eine Anerkennungsprämie in Höhe von 100 Euro.
Den Hauptpreis im Gestaltungswettbewerb „Die gute Form“, in dem die Harmonie der Dimensionen zählt, teilten sich zwei Gesellen: Ehrenurkunde plus 100 Euro Prämie erhielten Oliver Seiler (Schreinerei Kurzmann, Rückersdorf) für ein „Dining Table“ und Felix Müller (Schreinerei Weick, Cadolzburg) für ein edles Sideboard. Der 3. Preis plus 50 Euro ging an Isabella Maier. Belobigungen erhielten Christine Cermak (Berufsbildungswerk Mittelfranken) und Alexander Kölpien (Jochen Meier GmbH, Nürnberg).
Fürths Landrat Bernd Obst (CSU), selbst Schreinersohn, nannte die Junggesellen „die Zukunft unseres Handwerks“. Hier sei kreatives Denken ebenso gefragt wie selbstständiges Entscheiden und nachhaltiges Wirtschaften. Die abgeschlossene Ausbildung habe einen unschätzbaren Wert, aber er empfehle allen: „Bleiben Sie stets neugierig!“
Fürths Bürgermeister Markus Braun (SPD) gratulierte zum „Traumberuf“ des Schreiners, der jahrhundertelange Tradition mit Innovation und künstlerischem Anspruch verbinde – und das zum Wohl der Kunden. Er rief die jungen Leute auf, nun auch mehr Verantwortung in ihren Betrieben zu übernehmen.
Christian Sendelbeck, Vizepräsident der Handwerkskammer für Mittelfranken, nannte die Absolventen die „LI – die lebende Intelligenz“. Und die sei wichtiger als KI, um nämlich richtig und falsch zu unterscheiden und auch mal neue Wege zu entdecken, die noch nicht in Computerchips gespeichert seien. Das gelte für alle fast 200 Handwerksberufe. Dafür zu werben und darin ein Vorbild zu sein, sei auch Aufgabe der jungen Generation.
Peter Reim von der Abteilung Holztechnik am Beruflichen Schulzentrum Fürth wünschte seinen ehemaligen Schülern, Ausdauer, Geduld und Lerneifer auch im Berufsleben zu bewahren. Stefan Kirschner, Fachbereichsleiter der Berufsschule 11 in Nürnberg, nannte den Abschied traurig, aber auch wichtig zum Start ins Berufsleben: „Ich habe viel von Euch gelernt!“
Pfarrer Hannes Schott (St. Jakob Nürnberg), in modisch-trendigen Tattoo-Armstrümpfen, gab den Junggesellen gewohnt humorvolle Worte mit: „Ich kann segnen, aber nicht sägen!“ Er wünschte Ihnen Glaube, Glück und Gelassenheit für die Zukunft, immer genug Arbeit – und viele Freunde und Kollegen, die sie dabei unfallfrei begleiten.
Musikalisch umrahmt wurde die zweistündige Feier von dem Rock-Duo „u.nite akustik“ aus dem Raum Nürnberg; für humorvolle Jonglage-Einlagen und eine sportliche Laser-Tanzshow sorgte Artist und Comedian Markus Just aus Fürth.