Von Roboter bis KI: 60 Mitglieder von vier mittelfränkischen Schreiner-Innungen besuchten die Schüller Möbelwerk KG in Herrieden
Herrieden (pr) – Dass eine Innung kleine und größere Betriebe vereint, ist wohl normal. Aber wer hat schon einen Kollegen, der unter den Top 3 seiner Sparte in Deutschland rangiert, in 35 Länder exportiert und 2324 Mitarbeiter zählt? Dies gilt nämlich für die Schüller Möbelwerk KG in Herrieden, die der Schreiner-Innung Ansbach-Westmittelfranken angehört. Die Chance, bei diesem in der Liga der Industrie spielenden Unternehmen hinter die Kulissen zu schauen, nutzten Ende Oktober gut 60 Mitglieder von vier Schreiner-Innungen bei einer Exkursion.
Als „Bayerns größter Innungsbetrieb“ bietet sich die Firma, die aus einer Schreinerei mit zwei Mitarbeitern entstand, für einen Besuch interessierter Kollegen geradezu an. Deshalb tat man sich für die vierstündige Visite erstmals auf Bezirksebene zusammen: Mit dabei waren nicht nur die Obermeister Peter Arlt (Ansbach-Westmittelfranken), Claus Fleischmann (Mittelfranken-Mitte), Reiner Meißner (Rothenburg o.d.T.) und der langjährige Innungschef Gerhard Grosch (Erlangen), sondern auch viele Schreiner aus Nürnberg, Fürth und Umland. Begrüßt wurden sie auf dem Schüller-Gelände an der Rother Straße von Klaus-Peter Stricker, dem Peter Arlt in seiner Funktion als Vizepräsident des Schreiner-Fachverbandes Bayern für die Einladung – auch zu einer reichhaltigen Vesper – dankte.
Ein Imagefilm gab der Besuchergruppe einen Einblick in die Entwicklung der Firma Schüller. Das Zitat „Den Mutigen gehört die Welt“ war für Otto Schüller der Antrieb, aus der Schreinerei des Vaters die Schüller Möbelwerk KG zu gründen. 1966 bauten die ersten 25 Mitarbeiter Küchenbuffets, Anfang der 80er Jahre fertigte man bereits 15 Programme mit 60 verschiedenen Fronten, fünf Korpusausführungen und 450 Grundtypen. Ein weiterer Meilenstein Anfang der 2020er Jahre war die Einführung der grifflosen Küche. Die heute von Markus Schüller, Max Heller und Manfred Niederauer geführte Firma hat 2324 Mitarbeiter, macht 758,8 Mio. Euro Umsatz im Jahr und findet sich unter den Top 3 der deutschen Küchenmöbelindustrie. In zehn Jahren hat sie Umsatz und Produktionskapazität verdoppelt.
Schüller fertigt unglaubliche 170.000 Küchen im Jahr, durchschnittlich also 760 am Tag. Verkauft nicht an Privatleute, sondern an Großkunden wie Möbelhäuser von Deutschland über China bis Australien. Man verarbeitet 45 Lkw-Ladungen Spanplatten und zwei Lkw-Ladungen Möbelbeschläge der Firma Blum pro Tag und pocht trotz der industriellen Größenordnung laut eigenen Angaben auf die Handwerksattribute Qualität, Individualität und Alltagstauglichkeit. Die Firma ist mehrfach zertifiziert, von ISO und GS bis zu PEFC für nachhaltiges Holz.
Sehr beeindruckend für die Schreiner war eine anschließende Werksführung in drei Gruppen, bei der auch der Robotereinsatz an Fertigungsstraßen für Küchenelemente und das automatische Aufleimen von Kanten besichtigt werden konnten.
Zukunftsweisend war zudem ein Vortrag von Matthias Brack über Künstliche Intelligenz (KI). Der Inhaber einer Wintergartenfirma mit 25 Mitarbeitern in Altusried im Allgäu nutzt KI intensiv, z.B. um potenzielle Kunden in Erwartungsklassen einzuteilen – mit einem Farbschema von Grün über Gelb bis Rot (= schlecht). Seitdem freut er sich über eine von 35 auf 65 Prozent gesteigerte Abschlussquote. Eine weitere KI-Nutzungsmöglichkeit für Schreinereibetriebe ist z.B. ein Designprogramm, das aus einer Bleistiftzeichnung die fotorealistische Darstellung eines Bauentwurfs herstellt.